Sonntag, 29. Juni 2014

Hummel-Bummel Teil 3 - Vom Michel zum Neuen Wall

Start frei zur dritten Etappe

Gleich zu Beginn möchte ich wieder vom roten Kurs abweichen. Wenn man schon am Michel ist sollte man auch die Krameramtswohungen besuchen, die am Kreyenkamp hinter dem Michel liegen. Ein Abstecher der sich lohnt.

die Krameramststuben ein beliebtes Ausflugsziel

Hinter der Toreinfahrt im Krayenkamp 10 befindet sich die historische Gasse mit den Krameramtswohnungen, die wie durch ein Wunder den großen Hamburger Brand als auch den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden haben. 1676 erstand das Krameramt, die Zunft der Einzelhändler, das Grundstückt und errichtet dort im Fachwerkstil Häuser für die Witwen der Zunftmitglieder. 1863 nach Auflösung der Ämter erwarb die Stadt das Anwesen und richtete dort bis zum Jahre 1968 Altenwohnungen ein. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wurde die Gasse für die Öffentlichkeit geöffnet und ist bis Heute eine  touristische Sehenswürdigkeit.

Standbild der Zitronenjette nahe des Michels

In Verlängerung des Krayenkamps zur Ludwig-Ehrhard-Straße stand ursprünglich die Bronzeplastik eines Hamburger Originals. Die Zitronenjette. Die Zitronenjette  ist neben dem Hummel ein weiteres Hamburger Original, das bis über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Johanne Henriette Marie Müller wurde 1841 in Dessau geboren und zog später nach Hamburg. Aus Henriette wurde schnell Jette. Und als sie begann mit einem Korb voll Zitronen durch die Straßen Hamburgs zu ziehen, um so ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wurde aus Jette schnell Zitronenjette. 1916 verstarb sie im Alter von 75 Jahren. An ihrem Stammplatz der Ludwig-Ehrhardt-Straße sucht man sie leider vergebens. Während der Bauphase für einen Hotelneubau wurde sie in einer Lagerhalle in Billbrook sicher untergebracht.

Beim Gang über den Parkplatz vom Michel zum Hauptportal, begegnen  wir ausgedienten Glocken. Am Hauptportal setzen wir den Hummel-Bummel Rundgang auf bekannten Pfaden wieder fort. Nach dem Großneumarkt geht es in den Alten Steinweg.

Alter Steinweg 11

Das Haus Alter Steinweg 11 wurde im Jahre 1761vom Bauunternehmer Seidler errichtet. Im Erdgeschoss wurden um1870 ein Laden und eine Gaststätte eingebaut. Die Tordurchfahrt führte in den "Paradieshof", ein typischer Wohnhof im Gängeviertel. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Dach des Vorderhauses beschädigt, die Hintergebäude riss man ab. Bei der Instandsetzung seit 1990 durch den Bau-Verein zu Hamburg AG stellte man den Giebel wieder her. Als Gegenstück der Bürgerhäuser in der Altstadt ist das Haus ein Zeitzeugnis des damaligen Massenwohnungsbaus in der Neustadt.

es grüßt der Pinguin

Der Linie folgend biegen wir rechts in die Michaelispassage ab. Am Ende über der Haustür von Nr. 2 grüßt mich ein entfernter Verwandter. Gleich um die Ecke in der Miachaelisstraße Nr.10 finden wir wieder eine Gedenktafel, die auf einen bekannten Sohn dieser Stadt hinweist.
Am 10.Oktober 1889 wurde im Haus der Michaelisstraße 10 der Journalist und Schriftsteller Carl von Ossietzky geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, besuchte die Rumbaumschule in der Grabenstraße im Karolinenviertel und wurde 1907 Schreiber am Amtsgericht. Er schrieb zugleich Zeitungsartikel und arbeitete in pazifistischen Organisationen mit. Wegen Kritik am Militarismus wurde er 1914 zu einer Geldstrafe verurteilt. Im Herbst 1919 zog er nach Berlin, wo er Sekretär der deutschen Friedensgesellschaft und Herausgeber der "Weltbühne" wurde. Als die Zeitung die geheime Aufrüstung der Reichswehr aufdeckte, erhielt Ossietzky eine Haftstrafe von 18 Monaten. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und in verschiedenen Konzentrationslagern gefangen gehalten. Aufgrund seiner konsequent antimilitaristischen Haltung erhielt er 1936 den Friedensnobelpreis rückwirkend für das Jahr 1935. Infolge der Misshandlung während seiner Haft starb er am 4. Mai 1938.

die Krameramststuben ein beliebtes Ausflugsziel

1892 erfasste eine Cholera Epidemie Hamburg, an der über 8000 Menschen Starben. Engagierte evangelische Christen nahmen das zum Anlass, diakonisch tätig zu werden. Verschiedene Alten- und Pflegeheime sowie das Elim Krankenhaus In Eimsbüttel entstanden in der Folgezeit unter dem Dach der Stiftung Elim. Der Versammlungsort dieser christlichen Gemeinschaft war seit 1897 ein 1400 Personen fassendes Haus in der Straße Holstenwall 21. Von 1912 bis zu Seinem Tod 1965 Prägte Pastor Friedrich Heitmüller die Arbeit. Während der Nazizeit erhielt Heitmüller Rede- und Schreibverbot.1935 schloss sich das Gemeinde und Diakoniewerk Elim dein Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland an. Diese seit 1854 bestehende Freikirche finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Ist weltweit tag. Ende 1986 wurde das Zentrum In der Michalisstraße bezogen. Der Traditionsname ,,Holstenwall'' wurde für das neue Haus mit einem Gottesdienstraum von 1200 Personen übernommen. Eine Seniorenwohnanlage mit 68 Wohnungen ist angegliedert. Das Haus ist Tagungszentrum der 36 Freien evangelischen Gemeinden Hamburgs und Umgebung sowie Versammlungsort für die Gemeinde in der Innenstadt.

St. Ansgar Hamburg (Kleiner Michel)
St. Ansgar Hamburg (Kleiner Michel)

Der "Kleine Michel"  war ursprünglich eine Friedhofskapelle und dem Erzengel Micheal geweiht. 1747 wurde er zunächst abgerissen. 10 Jahre später errichtete man sie jedoch an der alten Stelle neu. Seit 1811 in "Franzosenzeit" ist das Gotteshaus  römisch-Katholisch geweiht. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde sie mit französischer Unterstützung wieder aufgebaut.

Michaelisstraße

Die im Zweiten Weltkrieg zerstörtem Haus Nr. 14 wurden 1805 und 1809 die beiden musikalisch hochbegabten Kinder des aus Berlin stammenden Bankiers Abraham Mendelssohn geboren: Felix (1809-1847) der sich später nach einem Onkel Felix Mendelssohn Bartholdy nannte, und Fanny (1805-1847), die seit 1829 mit dem Berliner Maler Wilhelm Hensel verheiratet war. Bereits 1811 verließ die Familie jedoch Hamburg wegen der französischen Besatzung und der damit verbundenen schwierigen Lage der Stadt und zog nach Berlin. Felix, der schon mit zehn Jahren zu Komponieren begann, wurde bald schon zu einem Wunderkind, war auch als Erwachsener seinerzeit eine internationale Berühmtheit und gilt bis heute als einer der wichtigsten Komponisten der deutschen Romantik. Seine ältere Schwester Fanny konnte als Frau kaum öffentlich wirksam werden. Ihr umfangreiches kompositorisches Schaffen aber sicherte ihren Platz unter den bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts.

Die Michaelisbrücke über dem Herrengrabenfleet

Als nächstes Objekt auf unserem Hummel-Bummel treffen wir auf die Michaelisbrücke. Das ursprünglich im 19. Jahrhundert als Straßenbrücke errichtete Bauwerk wurde im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombenangriff zerstört. Nach Plänen der Architekten, Patchan, Werner und Winking entstand in den Jahren 1987 bis 1988 eine neue Fußgängerbrücke, die das Herrengrabenfleet an der alten Stelle überspannt und die Fleetinsel mit der Michaelisstraße verbindet.

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Die Speicherfront am Südostufer des Fleets gehört zu den Häusern der in den Jahren 1767 bis 1774 angelegten Admiralitätsstraße und folgt einem altstädtischen Muster: dem Bürgerhaus, das mit seiner Front zur Straße zeigt, ist auf dem langen, schmalen Grundstück ein rückwärtiger Speicher zugeordnet.

 Die Backsteinfasaden gehören den Speichern...

Auf dem Grundstück des Kontor- und Lagerhauses Admiralitätsstraße 73, das im Jahr 1913 für eine Papierhandlung gebaut wurde, steht am Fleet der zweitälteste noch erhaltene Speicher Hamburgs aus dem 1787. Vom Fleet aus ist nur eine einfache Backsteinfront zu sehen. In der gleichen Bautradition wurde der Admiralitätshof errichtet, eines der ältesten Kontorhäuser der Stadt. An der Ecke zur Michaelisbrücke steht das "Neidlinger-Haus" (im Bild oben links und unten). Im Neorenaissancestil bildet das Wohn- und Geschäftshaus den Übergang zum Kontorhaus in der Zeit der einsetzenden "Citybildung".

Das "Neidlinger-Haus"

Nach dem großen Brand von 1842 den die Gebäude in diesem Teil der inneren Stadt zum Opfer fielen, wurden neue Straßenzüge geplant, die die früheren Baublöcke durchqueren sollten. Einer davon war eine neue Überquerung von Alsterfleet und Herrengraben mit zwei neuen Brücken, die Heiligengeistbrücke und die Michaelisbrücke, die aus dem inneren der Stadt eine direkte Verbindung zum Millerntor schaffen sollten. Sie wurden sie wurden zwischen1882 und 1889 realisiert. An dieser Stelle des Durchbruchs wurde 1887 das Haus Michaelisbrücke Nr. 1 und Nr. 3 von dem Architekten Johannes Grotjan für den Bauherren Hermann Conrad Johannes Fölsch erbaut. Es war als Kontorhaus, unter Einsatz von gusseisernen Säulen, die vom Keller bis in das erste Obergeschoss reichen, geplant. Schon in der Anfangszeit wurde im Erdgeschoss das erste Restaurant mit dem Namen Marinehof eingerichtet. Im zweiten Weltkrieg wurde das Haus beschädigt, die Räume des Restaurants wurden nach außen zugemauert, innen mit einer Zwischendecke unterteilt und eine Gaststätte für Seeleute, Richters Mittagstisch, benutzte die Räume bis 1987. In den Jahren 1989/90 wurde nach einem kompletten Umbau durch den Architekten H. Thalgott der neue Marinehof von den Pächtern Astrid Wettstein und Eckhard Rhode eröffnet. Im Nachbareingang befand sich in den 1980er Jahren bis zum Umbau das Fahrradgeschäft Schätzlein, bei dem ich mein erstes Peugeot Sportrad erstand.

Der Papiergroßhandel E. Michaelis ist umgezogen...
...heute verbergen sich hinter dem Tor Ausstellungsräume junger Künstler

Ein kleiner Abstecher führt in die Admiralitätsstraße, deren Speicherfront wir von der Michaelisbrücke bereits bewundern konnten. Über der der großen Toreinfahrt des Hauses Nr. 74 prangt noch heute der Name der Papiergroßhandlung E. Michaelis, dahinter liegen jedoch die Ausstellungsräume von Westwerk. Einem gemeinnützigen Verein zur Förderung junger Künstler. Anschließend kehren wir zum Platz zurück, wo wir den "Roten Faden" wieder aufnehmen und nach Überquerung der nächsten Straße (Graskeller) unser drittes Etappenziel erreichen.

Ettapenziel Nr. 3



Weitere Fotos zum Hummel-Bummel-Rundgang

Die komplette Tour:
Hummel-Bummel Teil 1 - Von der Laeiszhalle zum Museum für Hamburgische Geschichte
Hummel-Bummel Teil 2 - Vom Museum für hamburgische Geschichte zum Michel
Hummel-Bummel Teil 3 - Vom Michel zum Neuen Wall
Hummel-Bummel Teil 4 - Vom Neuen Wall zur Laeiszhalle

Quellenangabe: Die Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten stammen zum Teil direkt von den Hinweistafeln entlang des Hummel-Bummels und aus den eingebetteten Links.

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