Sonntag, 29. Juni 2014

Hummel-Bummel Teil 3 - Vom Michel zum Neuen Wall

Start frei zur dritten Etappe

Gleich zu Beginn möchte ich wieder vom roten Kurs abweichen. Wenn man schon am Michel ist sollte man auch die Krameramtswohungen besuchen, die am Kreyenkamp hinter dem Michel liegen. Ein Abstecher der sich lohnt.

die Krameramststuben ein beliebtes Ausflugsziel

Hinter der Toreinfahrt im Krayenkamp 10 befindet sich die historische Gasse mit den Krameramtswohnungen, die wie durch ein Wunder den großen Hamburger Brand als auch den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden haben. 1676 erstand das Krameramt, die Zunft der Einzelhändler, das Grundstückt und errichtet dort im Fachwerkstil Häuser für die Witwen der Zunftmitglieder. 1863 nach Auflösung der Ämter erwarb die Stadt das Anwesen und richtete dort bis zum Jahre 1968 Altenwohnungen ein. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten wurde die Gasse für die Öffentlichkeit geöffnet und ist bis Heute eine  touristische Sehenswürdigkeit.

Standbild der Zitronenjette nahe des Michels

In Verlängerung des Krayenkamps zur Ludwig-Ehrhard-Straße stand ursprünglich die Bronzeplastik eines Hamburger Originals. Die Zitronenjette. Die Zitronenjette  ist neben dem Hummel ein weiteres Hamburger Original, das bis über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Johanne Henriette Marie Müller wurde 1841 in Dessau geboren und zog später nach Hamburg. Aus Henriette wurde schnell Jette. Und als sie begann mit einem Korb voll Zitronen durch die Straßen Hamburgs zu ziehen, um so ihren Lebensunterhalt zu verdienen, wurde aus Jette schnell Zitronenjette. 1916 verstarb sie im Alter von 75 Jahren. An ihrem Stammplatz der Ludwig-Ehrhardt-Straße sucht man sie leider vergebens. Während der Bauphase für einen Hotelneubau wurde sie in einer Lagerhalle in Billbrook sicher untergebracht.

Beim Gang über den Parkplatz vom Michel zum Hauptportal, begegnen  wir ausgedienten Glocken. Am Hauptportal setzen wir den Hummel-Bummel Rundgang auf bekannten Pfaden wieder fort. Nach dem Großneumarkt geht es in den Alten Steinweg.

Alter Steinweg 11

Das Haus Alter Steinweg 11 wurde im Jahre 1761vom Bauunternehmer Seidler errichtet. Im Erdgeschoss wurden um1870 ein Laden und eine Gaststätte eingebaut. Die Tordurchfahrt führte in den "Paradieshof", ein typischer Wohnhof im Gängeviertel. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Dach des Vorderhauses beschädigt, die Hintergebäude riss man ab. Bei der Instandsetzung seit 1990 durch den Bau-Verein zu Hamburg AG stellte man den Giebel wieder her. Als Gegenstück der Bürgerhäuser in der Altstadt ist das Haus ein Zeitzeugnis des damaligen Massenwohnungsbaus in der Neustadt.

es grüßt der Pinguin

Der Linie folgend biegen wir rechts in die Michaelispassage ab. Am Ende über der Haustür von Nr. 2 grüßt mich ein entfernter Verwandter. Gleich um die Ecke in der Miachaelisstraße Nr.10 finden wir wieder eine Gedenktafel, die auf einen bekannten Sohn dieser Stadt hinweist.
Am 10.Oktober 1889 wurde im Haus der Michaelisstraße 10 der Journalist und Schriftsteller Carl von Ossietzky geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, besuchte die Rumbaumschule in der Grabenstraße im Karolinenviertel und wurde 1907 Schreiber am Amtsgericht. Er schrieb zugleich Zeitungsartikel und arbeitete in pazifistischen Organisationen mit. Wegen Kritik am Militarismus wurde er 1914 zu einer Geldstrafe verurteilt. Im Herbst 1919 zog er nach Berlin, wo er Sekretär der deutschen Friedensgesellschaft und Herausgeber der "Weltbühne" wurde. Als die Zeitung die geheime Aufrüstung der Reichswehr aufdeckte, erhielt Ossietzky eine Haftstrafe von 18 Monaten. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und in verschiedenen Konzentrationslagern gefangen gehalten. Aufgrund seiner konsequent antimilitaristischen Haltung erhielt er 1936 den Friedensnobelpreis rückwirkend für das Jahr 1935. Infolge der Misshandlung während seiner Haft starb er am 4. Mai 1938.

die Krameramststuben ein beliebtes Ausflugsziel

1892 erfasste eine Cholera Epidemie Hamburg, an der über 8000 Menschen Starben. Engagierte evangelische Christen nahmen das zum Anlass, diakonisch tätig zu werden. Verschiedene Alten- und Pflegeheime sowie das Elim Krankenhaus In Eimsbüttel entstanden in der Folgezeit unter dem Dach der Stiftung Elim. Der Versammlungsort dieser christlichen Gemeinschaft war seit 1897 ein 1400 Personen fassendes Haus in der Straße Holstenwall 21. Von 1912 bis zu Seinem Tod 1965 Prägte Pastor Friedrich Heitmüller die Arbeit. Während der Nazizeit erhielt Heitmüller Rede- und Schreibverbot.1935 schloss sich das Gemeinde und Diakoniewerk Elim dein Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland an. Diese seit 1854 bestehende Freikirche finanziert sich ausschließlich aus Spenden und Ist weltweit tag. Ende 1986 wurde das Zentrum In der Michalisstraße bezogen. Der Traditionsname ,,Holstenwall'' wurde für das neue Haus mit einem Gottesdienstraum von 1200 Personen übernommen. Eine Seniorenwohnanlage mit 68 Wohnungen ist angegliedert. Das Haus ist Tagungszentrum der 36 Freien evangelischen Gemeinden Hamburgs und Umgebung sowie Versammlungsort für die Gemeinde in der Innenstadt.

St. Ansgar Hamburg (Kleiner Michel)
St. Ansgar Hamburg (Kleiner Michel)

Der "Kleine Michel"  war ursprünglich eine Friedhofskapelle und dem Erzengel Micheal geweiht. 1747 wurde er zunächst abgerissen. 10 Jahre später errichtete man sie jedoch an der alten Stelle neu. Seit 1811 in "Franzosenzeit" ist das Gotteshaus  römisch-Katholisch geweiht. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde sie mit französischer Unterstützung wieder aufgebaut.

Michaelisstraße

Die im Zweiten Weltkrieg zerstörtem Haus Nr. 14 wurden 1805 und 1809 die beiden musikalisch hochbegabten Kinder des aus Berlin stammenden Bankiers Abraham Mendelssohn geboren: Felix (1809-1847) der sich später nach einem Onkel Felix Mendelssohn Bartholdy nannte, und Fanny (1805-1847), die seit 1829 mit dem Berliner Maler Wilhelm Hensel verheiratet war. Bereits 1811 verließ die Familie jedoch Hamburg wegen der französischen Besatzung und der damit verbundenen schwierigen Lage der Stadt und zog nach Berlin. Felix, der schon mit zehn Jahren zu Komponieren begann, wurde bald schon zu einem Wunderkind, war auch als Erwachsener seinerzeit eine internationale Berühmtheit und gilt bis heute als einer der wichtigsten Komponisten der deutschen Romantik. Seine ältere Schwester Fanny konnte als Frau kaum öffentlich wirksam werden. Ihr umfangreiches kompositorisches Schaffen aber sicherte ihren Platz unter den bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts.

Die Michaelisbrücke über dem Herrengrabenfleet

Als nächstes Objekt auf unserem Hummel-Bummel treffen wir auf die Michaelisbrücke. Das ursprünglich im 19. Jahrhundert als Straßenbrücke errichtete Bauwerk wurde im Zweiten Weltkrieg durch einen Bombenangriff zerstört. Nach Plänen der Architekten, Patchan, Werner und Winking entstand in den Jahren 1987 bis 1988 eine neue Fußgängerbrücke, die das Herrengrabenfleet an der alten Stelle überspannt und die Fleetinsel mit der Michaelisstraße verbindet.

Bildunterschrift hinzufügen

Die Speicherfront am Südostufer des Fleets gehört zu den Häusern der in den Jahren 1767 bis 1774 angelegten Admiralitätsstraße und folgt einem altstädtischen Muster: dem Bürgerhaus, das mit seiner Front zur Straße zeigt, ist auf dem langen, schmalen Grundstück ein rückwärtiger Speicher zugeordnet.

 Die Backsteinfasaden gehören den Speichern...

Auf dem Grundstück des Kontor- und Lagerhauses Admiralitätsstraße 73, das im Jahr 1913 für eine Papierhandlung gebaut wurde, steht am Fleet der zweitälteste noch erhaltene Speicher Hamburgs aus dem 1787. Vom Fleet aus ist nur eine einfache Backsteinfront zu sehen. In der gleichen Bautradition wurde der Admiralitätshof errichtet, eines der ältesten Kontorhäuser der Stadt. An der Ecke zur Michaelisbrücke steht das "Neidlinger-Haus" (im Bild oben links und unten). Im Neorenaissancestil bildet das Wohn- und Geschäftshaus den Übergang zum Kontorhaus in der Zeit der einsetzenden "Citybildung".

Das "Neidlinger-Haus"

Nach dem großen Brand von 1842 den die Gebäude in diesem Teil der inneren Stadt zum Opfer fielen, wurden neue Straßenzüge geplant, die die früheren Baublöcke durchqueren sollten. Einer davon war eine neue Überquerung von Alsterfleet und Herrengraben mit zwei neuen Brücken, die Heiligengeistbrücke und die Michaelisbrücke, die aus dem inneren der Stadt eine direkte Verbindung zum Millerntor schaffen sollten. Sie wurden sie wurden zwischen1882 und 1889 realisiert. An dieser Stelle des Durchbruchs wurde 1887 das Haus Michaelisbrücke Nr. 1 und Nr. 3 von dem Architekten Johannes Grotjan für den Bauherren Hermann Conrad Johannes Fölsch erbaut. Es war als Kontorhaus, unter Einsatz von gusseisernen Säulen, die vom Keller bis in das erste Obergeschoss reichen, geplant. Schon in der Anfangszeit wurde im Erdgeschoss das erste Restaurant mit dem Namen Marinehof eingerichtet. Im zweiten Weltkrieg wurde das Haus beschädigt, die Räume des Restaurants wurden nach außen zugemauert, innen mit einer Zwischendecke unterteilt und eine Gaststätte für Seeleute, Richters Mittagstisch, benutzte die Räume bis 1987. In den Jahren 1989/90 wurde nach einem kompletten Umbau durch den Architekten H. Thalgott der neue Marinehof von den Pächtern Astrid Wettstein und Eckhard Rhode eröffnet. Im Nachbareingang befand sich in den 1980er Jahren bis zum Umbau das Fahrradgeschäft Schätzlein, bei dem ich mein erstes Peugeot Sportrad erstand.

Der Papiergroßhandel E. Michaelis ist umgezogen...
...heute verbergen sich hinter dem Tor Ausstellungsräume junger Künstler

Ein kleiner Abstecher führt in die Admiralitätsstraße, deren Speicherfront wir von der Michaelisbrücke bereits bewundern konnten. Über der der großen Toreinfahrt des Hauses Nr. 74 prangt noch heute der Name der Papiergroßhandlung E. Michaelis, dahinter liegen jedoch die Ausstellungsräume von Westwerk. Einem gemeinnützigen Verein zur Förderung junger Künstler. Anschließend kehren wir zum Platz zurück, wo wir den "Roten Faden" wieder aufnehmen und nach Überquerung der nächsten Straße (Graskeller) unser drittes Etappenziel erreichen.

Ettapenziel Nr. 3



Weitere Fotos zum Hummel-Bummel-Rundgang

Die komplette Tour:
Hummel-Bummel Teil 1 - Von der Laeiszhalle zum Museum für Hamburgische Geschichte
Hummel-Bummel Teil 2 - Vom Museum für hamburgische Geschichte zum Michel
Hummel-Bummel Teil 3 - Vom Michel zum Neuen Wall
Hummel-Bummel Teil 4 - Vom Neuen Wall zur Laeiszhalle

Quellenangabe: Die Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten stammen zum Teil direkt von den Hinweistafeln entlang des Hummel-Bummels und aus den eingebetteten Links.

Sonntag, 22. Juni 2014

Hummel-Bummel Teil 2 - Vom Museum für hamburgische Geschichte zum Michel

Start der zweiten Etappe

Der Zweite Startpunkt für den Hummel-Bummel beginnt wo der erste endete am Holstenwall vor dem Museum für Hamburgische Geschichte. Auf dem Weg zurück zum Abzweigungspunkt der roten Linie an der Markusstraße führt der Weg noch an der alten Volksschule vorbei, in der heute die staatliche Handelsschule H14 untergebracht ist.

Staatliche Handelschule erbaut 1902 nach Plänen von Albert Erbe

Dann biegen wir in die Peterstraße ein, überqueren die Straße Hütte und wieder vorbei am Brahmsmuseum. An der Neanderstraße lassen wir den Lichtwarksaal hinter uns, biegen ein in den schmalen Weg der Peterstraße an dessen Ende wir an der Markusstraße den roten Faden wieder aufnehmen und uns in Richtung Großneumarkt wenden. Hinter der Filiale der örtlichen Sparkasse finden wir dann wieder eine neue Hinweistafel zum Jüdischen Friedhof:

Als Hamburg von den französischen Besatzungstruppen 1814 zur Festung erklärt worden war und dann von Januar bis Mai von den Truppen der französischen Allianz belagert wurde, konnten die jüdischen Gemeinden Hamburgs ihre Toten nicht auf ihren außerhalb der Stadt gelegenen Friedhöfen begraben. Daher erhielten sie von den damaligen Hamburger Behörden eine Sondergenehmigung, den Platz hinter der Synagoge am Neuen Steinweg für eine Übergangszeit als Friedhof zu nutzen.
Bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg waren noch 17 Grabsteine der ehemals 57 Gräber erhalten, deren Überreste 1954 auf den Jüdischen Friedhof in Osdorf umgebettet wurden. Dort erinnert noch heute die einstige eiserne Pforte an die alte Begräbnisstätte am Neuen Steinweg.

Zwei Mal in der Woche herrscht hier reges Treiben, wenn mittwochs
 und sonnabends der Wochenmarkt hier abgehalten wird.

Im 17. Jahrhundert als "Neuer Markt" in Hamburgs Neustadt entstanden, wurde der Marktplatz aufgrund seiner Größe, die alle anderen Märkte der Stadt übertraf, im 19. Jahrhundert zum Großneumarkt getauft. Noch heute ist der Großneumarkt ein Platz im Herzen der Hamburger Neustadt, auf dem zweimal wöchentlich ein Wochenmarkt seine Marktstände aufschlägt. Mittwochs und samstags zwischen 8:30 bis 13:30 werden hier Obst, Gemüse, Käse und Brot feilgeboten.

an dieser Ecke biegen wir in die Straße Thielbekein

In der Nordostecke des Großneumarktes unterbrechen wir für eine kurze Weile die Hummel-Bummel-Route und biegen in die Straße Thielbek ab. Nach wenigen Schritten stoßen wir wieder an der Brüderstraße auf die rote Linie und folgen ihr in den Trampgang. Schräg gegenüber der Galerie Carstensen spielen zwei Trompeter auf ihren Blasinstrumenten eine stumme Weise aus einem Fenster des ersten Stockwerks.

stumme Hausmusiker

Nach einem kurzen Abstecher in die Wexstraße biegen wir in die Steinwegpassage, wo ich, wenn das Wetter es zulässt und das Angebot in unserer Kantine uns nicht überzeugt, mit den Kollegen meine Mittagspause verbringe. An der Ecke zum Alten Steinweg ist eines der bekanntesten Jazzkeller Hamburgs.

Hamburgs bekanntester Jazzkeller, der Cotton Club

Im Jahre 1959 wurde der Cotton Club unter dem Namen Vati's Tube Jazzclub im Tiefbunker  Grindelhof 89b, gegründet. 1961 wurde er von W.-Dieter Roloff übernommen, dem er auch heute noch gehört. 1963 wurde er in Cotton Club umgetauft. Bis 1965 blieb der Cotton Club in diesen Räumen. Dann zog er erstmals um. Weitere Stationen in verschiedenen Hamburger Stadteilen folgten. 1967-1971 wurde der Hamburger Jazzclub e.V. mit seinen Räumen im Hochbunker Poelchaukamp 10, übernommen. Der Cotton Club hieß sodann Cotton Club Hamburger Jazzclub e.V. Zu diesem Zeitpunkt wurden nur selten bekanntere ausländische Gruppen verpflichtet u.a. die HAGAW Band aus Warschau und Sammy Rimington aus England. Doch fast alle namhaften Hamburger und teilweise auch auswärtige Gruppen spielten im Cotton Club. 1971 zog der Cotton Club in die vormalige Jailhouse Taverne am Alten Steinweg 10 (Großneumarkt). Von diesem  Zeitpunkt an wurden neben bekannten deutschen Bands wie z.B. die Barrelhouse Jazzband aus Frankfurt und die Allotria Jazzband aus München, auch häufiger ausländische Bands verpflichtet.

Wieder zurück auf dem Großneumarkt

Nach dieser kurzen Ehrenrunde sind wir wieder auf dem Großneumarkt angelangt. Der Jubiläumsbrunnen steht dort seit 1976. Er wurde von der Hamburger Feuerkasse gestiftet. Der insgesamt 4 m hohe, aus Bronze gefertigte Brunnen von Doris Waschk-Balz zeigt eine Wendeltreppe mit diversen Wasserspendern entlang der Stufen, auf denen die Künstlerin in unterschiedlichen Größen und Formen Figuren gestellt bzw. Körperteile gesetzt hat, die vom herabfließenden Wasser umspült und somit vor dem Feuer geschützt werden.

Wieder zurück auf dem Großneumarkt

Mit über 300 Jahren zählt die Pelikan Apotheke mit zu den ältesten Apotheken Hamburgs. Seit 1651 steht sie am Großneumarkt. Anfang des 20. Jahrhunderts musste sie jedoch aus dem baufällig gewordenen Gebäude umziehen. Seit 1913 ist sie auf der Westseite des Platzes in der Hausnummer 37 untergebracht und in den über 100 Jahren hat sich nur wenig an der denkmalgeschützten Einrichtung geändert. Noch heute stehen in den antiken Regalen altertümlich wirkende Gläser und Dosen. Über dem alten Apothekerschrank hängt ein gusseiserner Leuchter mit der Inschrift "ES LIEGT EIN GROSSER SCHATZ VON SEGENSGABEN IM KRAUT VERSTECKT UND IM GESTEIN VERGRABEN". Die urige Einrichtung und das schummrige Licht, das durch die bunt verglasten Fenster fällt, vermittelt einem das Gefühl nach dem Betreten der Apotheke in ein vergangenes Jahrhundert versetzt worden zu sein.

Nr .38  in historischer Nachbarschaft

In der Hausnummer 39 befand sich  im 17. Jahrhundert das Wohnhaus von Georg Greflinger. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ließ sich der Schriftsteller und Dichter in Hamburg nieder. Er gilt als Redakteur  einer der ersten Zeitungen im deutschsprachigen Raum, der um 1663/65 den Norddeutschen Mercurius herausbrachte.

Nr .38  in historischer Nachbarschaft

Die evangelische Hauptkirche Sankt Michaelis, in Hamburg liebevoll "Michel" genannt, ist die bekannteste Kirche Hamburgs und das Wahrzeichen der Hansestadt. Sie prägt mit ihrem 132m hohen Turm noch heute das Stadtbild. Der Erzengel Michael, dem sie geweiht ist, steht als Bronzestatue über dem Hauptportal. Die in den Jahren1647 – 1669 errichtet Kirche wurde im März 1750 von einem Blitzschlag getroffen und brannte anschließend völlig nieder. Im Jahr 1751 wurde der Grundstein für den zweiten Michel gelegt. 1786 wurde der Bau mit der Errichtung des Turmes abgeschlossen. Im Juli 1906 fing der Turm bei Reparaturarbeiten abermals Feuer und auch das Kirchenschiff brannte bis auf die Grundmauern nieder. Nach einer sechsjährigen Bauzeit war dann im Oktober 1912 der dritte Michel fertiggestellt. 1945 wurde er jedoch bei einem Bombenangriff der Alliierten getroffen. Die Schäden wurden bis etwa 1952 behoben. Bis heute schlossen sich noch weitere Sanierungsarbeiten an.

Ende der zweiten Etappe





Weitere Fotos zum Hummel-Bummel-Rundgang

Die komplette Tour:
Hummel-Bummel Teil 1 - Von der Laeiszhalle zum Museum für Hamburgische Geschichte
Hummel-Bummel Teil 2 - Vom Museum für hamburgische Geschichte zum Michel
Hummel-Bummel Teil 3 - Vom Michel zum Neuen Wall
Hummel-Bummel Teil 4 - Vom Neuen Wall zur Laeiszhalle

Quellenangabe: Die Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten stammen zum Teil direkt von den Hinweistafeln entlang des Hummel-Bummels und aus den eingebetteten Links.

Sonntag, 15. Juni 2014

Hummel-Bummel Teil 1 - Von der Laeiszhalle zum Museum für Hamburgische Geschichte

Schon seit längerer Zeit fiel mir eine rote Linie auf, die ich regelmäßig überquere, wenn ich von meinem Arbeitsplatz zum Feierabend in das Fitnesscenter gehe. Zunächst vermutete ich, dass es sich dabei um den Bannkreis um das Hamburger Rathaus oder um die Grenze zum Gefahrengebiet handelt. Als ich davon im Büro berichtete, belehrte mich ein Kollege und erklärte mir, dass es sich dabei um einen Stadtrundgang handelt. Im Netz wurde ich dann fündig. Es ist der Hummel-Bummel-Rundgang durch die Hamburger Neustadt. Auf einer Länge von insgesamt 2,5km führt er an vielen kulturellen sowie historischen Touristenattraktionen vorbei. Von vier unterschiedlichen Punkten kann man seine Exkursionen durch die Neustadt beginnen. Von der S-Bahnhaltestelle Stadthausbrücke am Ausgang zum Neuen Wall, dem Hamburger Michel, dem Museum für Hamburgische Geschichte oder der Laeiszhalle (Musikhalle) führen die roten Linien durch die Neustadt.

Mein Startpunkt für den Hummel-Bummel begann an der Laeiszhalle

Einer der Startpunkte ist die Laeiszhalle (Hamburger Musikhalle) am Johannes-Brahms-Platz. Durch eine großzügige Spende des Hamburger Reeders Carl Laeisz entstand in den Jahren 1904 bis 1908 am Wallring das traditionsreiche Konzerthaus, erbaut von den Architekten Martin Haller und Emil Meerwein im neobarocken Stil. Der große Saal verfügt über 2025 Sitzplätze der kleinere über 639.

Bronzeplastik ''Hommage an Brahms'' von Maria Pirwitz vor der Laeiszhalle

Das Brahmskontor, auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes, hieß bis zur Sanierung im Jahr 2005 "Haus der Deutschen Angestellten Gewerkschaft" (DAG). Das Verwaltungsgebäude des "Deutsch-nationalen-Handlungsgehilfen-Verbandes" entstand in den Jahren 1919 bis 1920. Der Ausbau zur Dreiflügelanlage wurde in den Jahren 1929 bis 1931 durchgeführt. In den Jahren 2005 bis 2008 wurde eine Grundsanierung vorgenommen.

vis-à-vis das ehemalige DAG Haus. Heute Brahms Kontor

Von der Laeiszhalle der roten Linie folgend überquert man zunächst den Johannes-Brahms-Platz und biegt links in die Poolstraße ein und trifft dort beim Haus Nr.15 auf eins der ersten Hinweistafeln, die besondere Sehenswürdigkeiten markieren.

Historische Gedenktafel am Haus Poolstraße 15

Die Deutsche Lyrikerin Rosa Maria Assing, geborene Varnhagen (* 28. Mai 1783 in Düsseldorf; † 22. Januar 1840 in Hamburg), zog nach ihrer Heirat mit dem Arzt und Schriftsteller David Assing in die Hamburger Neustadt in die Poolstraße 15, wo sie einen literarischen Salon führte, der bald Treffpunkt vieler künstlerisch Interessierter wurde.

Die westliche Vorhalle der zerbombten Synagoge im Innenhof Poolstr. 13
hinter der Autowerkstatt steht noch der Rückwertige Teil des Gotteshauses

Die Wohnhäuser in der Poolstraße 11-14 wurden 1842 bis 1844 durch den Architekten Johann Hinrich Klees-Wülbern für den Israelischen Tempelverband zusammen mit der Synagoge auf dem Innenhof errichtet, der wenn man Glück hat, geöffnet ist. 1944 wurde die Synagoge in einem Bomberangriff fast gänzlich zerstört. Übrig blieb nur die westliche Vorhalle und das östliche Teil des Gebäudes.

Die Schuhmacherei Kletmann fertigt Schuhe nach Maß

Wer es sich leisten kann für ein Paar Schuhe mindestens 2000,-€ hinzublättern, erhält gleich nebenan in der Poolstraße 9 in der Schuhmacherei von Benjamin Kletmann Maßschuhe, die perfekt auf den Fuß des Trägers angefertigt werden.

In diesem Haus verbrachte Arthur Schopenhauer ein Teil seiner Jugend

Nach wenigen Metern wechselt der Straßenname. Nun folgt die Markierung der Straße Kohlhöfen. An der Hausnummer 29 findet man den Hinweis angebracht, dass der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer, geboren am 22.2.1788 in Danzig, seine Jugend von 1793 bis 1807 in Hamburg verbrachte. Die Familie lebte zunächst in der Straße Neuer Wandrahm 92 und später in den Kohlhöfen 87, heute 29. Der Philosoph starb am 21.9.1860 in Frankfurt am Main.

Hamburgs erste öffentliche Bücherhalle aus dem Jahre 1899

Die 1899 von der Patriotischen Gesellschaft gegründete erste öffentliche Bücherhalle Hamburgs befindet sich nur wenige Schritte entfernt in der Nummer 28. Sie wurde von 1908 bis 1909 nach Plänen von Hugo Groothoff errichtet. Die Backsteinfassade im Reformstil greift Barockelemente auf. Erstmals in Deutschland wurde hier eine Bibliothek nach englischem Vorbild, "freihand" aufgestellt, d.h. der Leser erhielt freien Zugang zu den Büchern. Das 1945 schwer beschädigte Gebäude wurde nach dem Krieg wiederaufgebaut.

Einfaches Mobiliar aber hervorragendes Eis

An der Ecke Kohlhöfen und Rademachergang trifft man auf die Eiskantine. Frei nach dem Motto "Nachtisch vorweg" verzichtete ich auf die angebotenen Suppen und gönnte mir zwei Kugeln handgemachtes Eis aus täglich frisch produzierter Biovollmilch und ganzem Obst aus biologischem Anbau. Natürlich stammten die Kakaobohnen des Schokoladeeises auch aus fairem Handel. Dafür durfte ich dann für meine zwei Kugeln, Erdbeer und Schoki, 2,20€ bezahlen. Allerdings war der Preis angemessen. Das Erdbeersorbet war angenehm fruchtig und das Schokoladeneis kräftig und nicht zu süß. Leider hatte ich mich wieder einmal für ein Waffelhörnchen entschieden und so kleckerte schon nach kurzem Genuss das Eis über meine Finger.

Hinweistafel zum Jüdischen Friedhof am Markusplatz
am Gebäudes des St. Pauli TV r.V. von 1862

An der Markusstraße folgen wir der Abzweigung der roten Linie und biegen rechts ab. Nach einer Linkskurve liegt auf der rechten Straßenseite das Gebäude des St. Pauli Turnvereins r.V. An der Abzweigung zur Peterstraße findet man eine Erinnerungstafel die auf den Jüdischen Friedhof am Markusplatz hinweist:
Die unsicheren Verhältnisse infolge des Dreißigjährigen Krieges außerhalb der Stadtmauern gaben den Anlass, dass der Hamburger Rat 1627 der portugiesisch-jüdischen Gemeinde erlaubte, auf dem Markusplatz einen Friedhof anzulegen. Bis dahin hatten die in Hamburg ansässigen Juden ihre Toten vor den Toren der Stadt begraben müssen. Das ungewöhnliche Zugeständnis der Obrigkeit erregte denn auch den Unwillen vieler Geistlicher Einwohner Hamburgs, die die Stadt als streng ausschließlich christlich, lutherisch bestimmte Gemeinde bewahrt wissen wollten und ohnehin zu dieser Zeit betont intolerante Haltung zeigten. Trotzdem blieb der Friedhof auf dem Markusplatz bis 1653, bestehen Dann wurde er für das traditionelle jüdische Verständnis vom unauflösbaren Friedhof als "Haus der Ewigkeit" ein außergewöhnlicher Vorgang aufgelassen und die Toten wurden auf den Friedhof an der Königstraße in Altona umgebettet.

Neanderstraße Ecke Peterstraße

Wir folgen der roten Linie zur Neanderstraße. In der heutigen Neanderstraße, der ehemaligen Elbstraße, gab es von etwa 1800 bis 1925 die sogenannten Judenbörse, einem Straßenmarkt, der aus vielen kleinen Ständen mit relativ großem Warenangebot bestand. Dieser tägliche Markt unter freiem Himmel war zu einer Zeit entstanden, als den Juden untersagt war, Ladengeschäfte zu führen. Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Beschränkungen aufgehoben wurden, blieb der Handel an den Karren und Tischen bis zum oben genannten Zeitpunkt bestehen. Neben vielen Kleinhändlern und Hökern vertrieben auch Nichtjuden dort ihre Billigartikel und Kurzwaren.

Das Telemann Museum. Gleich daneben der Zugang zum Innenhof
Und in direkter Nachbarschaft das Johannes Brahms Museum
Nachbarschaftstreffen bei einem Plausch im Innenhof

Die Fachwerkhäuser in der Peterstraße zwischen der Neanderstraße und Hütten entstanden mit wenigen Ausnahmen erst Ende der 1960er Jahre. 1965 ließ Alfred Töpfer das Haus Nr. 39 restaurieren, das 1751 durch Wilhelm Gottfried Oelkers als Wohnhaus erbaut wurde und 1899 durch Johann Beyling als Altenwohnanlage gestiftet wurde. Ende der 60er Jahre entstanden weitere Bürger- und Kaufmannshäuser, die nach historischen Plänen rekonstruiert wurden. Im Haus Nr. 39 befindet sich heute das Museum von Georg Philipp Telemann, der ab 1721 Hamburger Musikdirektor und Kantor des Johanneums war. Gleich nebenan ist das Jahannes Brahms Museum untergebracht. Dazwischen führt ein schmaler Gang in den malerischen Innenhof.

Peterstraße 45 Ecke Hütten

Als Hütten wurden früher in Hamburg kleine freistehende Häuschen mit einer Kleinstwohnung bezeichnet, die für die angeworbenen Soldaten der Stadtmiliz bereitgestellt wurden. Nach diesen Soldatenhäusern wurde die Straße bei den Hütten benannt. Sie waren nach Errichtung der zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges durch den niederländischen Baumeister Valkenburg geschaffenen Festungsanlage unmittelbar an den Festungswällen Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden. Wegen der auf den Wällen befindlichen Mühlen durften hier keine hohen Häuser errichtet werden.

 Am Ziel der ersten Etappe

Nachdem man den Holstenwall überquert hat sind es nur noch wenige Schritte bis man das erste Etappenziel, das Museum für Hamburgische Geschichte, erreicht hat.



Weitere Fotos zum Hummel-Bummel-Rundgang

Die komplette Tour:
Hummel-Bummel Teil 1 - Von der Laeiszhalle zum Museum für Hamburgische Geschichte
Hummel-Bummel Teil 2 - Vom Museum für hamburgische Geschichte zum Michel
Hummel-Bummel Teil 3 - Vom Michel zum Neuen Wall
Hummel-Bummel Teil 4 - Vom Neuen Wall zur Laeiszhalle

Quellenangabe: Die Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten stammen zum Teil direkt von den Hinweistafeln entlang des Hummel-Bummels und aus den eingebetteten Links.