Sonntag, 15. Juni 2014

Hummel-Bummel Teil 1 - Von der Laeiszhalle zum Museum für Hamburgische Geschichte

Schon seit längerer Zeit fiel mir eine rote Linie auf, die ich regelmäßig überquere, wenn ich von meinem Arbeitsplatz zum Feierabend in das Fitnesscenter gehe. Zunächst vermutete ich, dass es sich dabei um den Bannkreis um das Hamburger Rathaus oder um die Grenze zum Gefahrengebiet handelt. Als ich davon im Büro berichtete, belehrte mich ein Kollege und erklärte mir, dass es sich dabei um einen Stadtrundgang handelt. Im Netz wurde ich dann fündig. Es ist der Hummel-Bummel-Rundgang durch die Hamburger Neustadt. Auf einer Länge von insgesamt 2,5km führt er an vielen kulturellen sowie historischen Touristenattraktionen vorbei. Von vier unterschiedlichen Punkten kann man seine Exkursionen durch die Neustadt beginnen. Von der S-Bahnhaltestelle Stadthausbrücke am Ausgang zum Neuen Wall, dem Hamburger Michel, dem Museum für Hamburgische Geschichte oder der Laeiszhalle (Musikhalle) führen die roten Linien durch die Neustadt.

Mein Startpunkt für den Hummel-Bummel begann an der Laeiszhalle

Einer der Startpunkte ist die Laeiszhalle (Hamburger Musikhalle) am Johannes-Brahms-Platz. Durch eine großzügige Spende des Hamburger Reeders Carl Laeisz entstand in den Jahren 1904 bis 1908 am Wallring das traditionsreiche Konzerthaus, erbaut von den Architekten Martin Haller und Emil Meerwein im neobarocken Stil. Der große Saal verfügt über 2025 Sitzplätze der kleinere über 639.

Bronzeplastik ''Hommage an Brahms'' von Maria Pirwitz vor der Laeiszhalle

Das Brahmskontor, auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes, hieß bis zur Sanierung im Jahr 2005 "Haus der Deutschen Angestellten Gewerkschaft" (DAG). Das Verwaltungsgebäude des "Deutsch-nationalen-Handlungsgehilfen-Verbandes" entstand in den Jahren 1919 bis 1920. Der Ausbau zur Dreiflügelanlage wurde in den Jahren 1929 bis 1931 durchgeführt. In den Jahren 2005 bis 2008 wurde eine Grundsanierung vorgenommen.

vis-à-vis das ehemalige DAG Haus. Heute Brahms Kontor

Von der Laeiszhalle der roten Linie folgend überquert man zunächst den Johannes-Brahms-Platz und biegt links in die Poolstraße ein und trifft dort beim Haus Nr.15 auf eins der ersten Hinweistafeln, die besondere Sehenswürdigkeiten markieren.

Historische Gedenktafel am Haus Poolstraße 15

Die Deutsche Lyrikerin Rosa Maria Assing, geborene Varnhagen (* 28. Mai 1783 in Düsseldorf; † 22. Januar 1840 in Hamburg), zog nach ihrer Heirat mit dem Arzt und Schriftsteller David Assing in die Hamburger Neustadt in die Poolstraße 15, wo sie einen literarischen Salon führte, der bald Treffpunkt vieler künstlerisch Interessierter wurde.

Die westliche Vorhalle der zerbombten Synagoge im Innenhof Poolstr. 13
hinter der Autowerkstatt steht noch der Rückwertige Teil des Gotteshauses

Die Wohnhäuser in der Poolstraße 11-14 wurden 1842 bis 1844 durch den Architekten Johann Hinrich Klees-Wülbern für den Israelischen Tempelverband zusammen mit der Synagoge auf dem Innenhof errichtet, der wenn man Glück hat, geöffnet ist. 1944 wurde die Synagoge in einem Bomberangriff fast gänzlich zerstört. Übrig blieb nur die westliche Vorhalle und das östliche Teil des Gebäudes.

Die Schuhmacherei Kletmann fertigt Schuhe nach Maß

Wer es sich leisten kann für ein Paar Schuhe mindestens 2000,-€ hinzublättern, erhält gleich nebenan in der Poolstraße 9 in der Schuhmacherei von Benjamin Kletmann Maßschuhe, die perfekt auf den Fuß des Trägers angefertigt werden.

In diesem Haus verbrachte Arthur Schopenhauer ein Teil seiner Jugend

Nach wenigen Metern wechselt der Straßenname. Nun folgt die Markierung der Straße Kohlhöfen. An der Hausnummer 29 findet man den Hinweis angebracht, dass der deutsche Philosoph Arthur Schopenhauer, geboren am 22.2.1788 in Danzig, seine Jugend von 1793 bis 1807 in Hamburg verbrachte. Die Familie lebte zunächst in der Straße Neuer Wandrahm 92 und später in den Kohlhöfen 87, heute 29. Der Philosoph starb am 21.9.1860 in Frankfurt am Main.

Hamburgs erste öffentliche Bücherhalle aus dem Jahre 1899

Die 1899 von der Patriotischen Gesellschaft gegründete erste öffentliche Bücherhalle Hamburgs befindet sich nur wenige Schritte entfernt in der Nummer 28. Sie wurde von 1908 bis 1909 nach Plänen von Hugo Groothoff errichtet. Die Backsteinfassade im Reformstil greift Barockelemente auf. Erstmals in Deutschland wurde hier eine Bibliothek nach englischem Vorbild, "freihand" aufgestellt, d.h. der Leser erhielt freien Zugang zu den Büchern. Das 1945 schwer beschädigte Gebäude wurde nach dem Krieg wiederaufgebaut.

Einfaches Mobiliar aber hervorragendes Eis

An der Ecke Kohlhöfen und Rademachergang trifft man auf die Eiskantine. Frei nach dem Motto "Nachtisch vorweg" verzichtete ich auf die angebotenen Suppen und gönnte mir zwei Kugeln handgemachtes Eis aus täglich frisch produzierter Biovollmilch und ganzem Obst aus biologischem Anbau. Natürlich stammten die Kakaobohnen des Schokoladeeises auch aus fairem Handel. Dafür durfte ich dann für meine zwei Kugeln, Erdbeer und Schoki, 2,20€ bezahlen. Allerdings war der Preis angemessen. Das Erdbeersorbet war angenehm fruchtig und das Schokoladeneis kräftig und nicht zu süß. Leider hatte ich mich wieder einmal für ein Waffelhörnchen entschieden und so kleckerte schon nach kurzem Genuss das Eis über meine Finger.

Hinweistafel zum Jüdischen Friedhof am Markusplatz
am Gebäudes des St. Pauli TV r.V. von 1862

An der Markusstraße folgen wir der Abzweigung der roten Linie und biegen rechts ab. Nach einer Linkskurve liegt auf der rechten Straßenseite das Gebäude des St. Pauli Turnvereins r.V. An der Abzweigung zur Peterstraße findet man eine Erinnerungstafel die auf den Jüdischen Friedhof am Markusplatz hinweist:
Die unsicheren Verhältnisse infolge des Dreißigjährigen Krieges außerhalb der Stadtmauern gaben den Anlass, dass der Hamburger Rat 1627 der portugiesisch-jüdischen Gemeinde erlaubte, auf dem Markusplatz einen Friedhof anzulegen. Bis dahin hatten die in Hamburg ansässigen Juden ihre Toten vor den Toren der Stadt begraben müssen. Das ungewöhnliche Zugeständnis der Obrigkeit erregte denn auch den Unwillen vieler Geistlicher Einwohner Hamburgs, die die Stadt als streng ausschließlich christlich, lutherisch bestimmte Gemeinde bewahrt wissen wollten und ohnehin zu dieser Zeit betont intolerante Haltung zeigten. Trotzdem blieb der Friedhof auf dem Markusplatz bis 1653, bestehen Dann wurde er für das traditionelle jüdische Verständnis vom unauflösbaren Friedhof als "Haus der Ewigkeit" ein außergewöhnlicher Vorgang aufgelassen und die Toten wurden auf den Friedhof an der Königstraße in Altona umgebettet.

Neanderstraße Ecke Peterstraße

Wir folgen der roten Linie zur Neanderstraße. In der heutigen Neanderstraße, der ehemaligen Elbstraße, gab es von etwa 1800 bis 1925 die sogenannten Judenbörse, einem Straßenmarkt, der aus vielen kleinen Ständen mit relativ großem Warenangebot bestand. Dieser tägliche Markt unter freiem Himmel war zu einer Zeit entstanden, als den Juden untersagt war, Ladengeschäfte zu führen. Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Beschränkungen aufgehoben wurden, blieb der Handel an den Karren und Tischen bis zum oben genannten Zeitpunkt bestehen. Neben vielen Kleinhändlern und Hökern vertrieben auch Nichtjuden dort ihre Billigartikel und Kurzwaren.

Das Telemann Museum. Gleich daneben der Zugang zum Innenhof
Und in direkter Nachbarschaft das Johannes Brahms Museum
Nachbarschaftstreffen bei einem Plausch im Innenhof

Die Fachwerkhäuser in der Peterstraße zwischen der Neanderstraße und Hütten entstanden mit wenigen Ausnahmen erst Ende der 1960er Jahre. 1965 ließ Alfred Töpfer das Haus Nr. 39 restaurieren, das 1751 durch Wilhelm Gottfried Oelkers als Wohnhaus erbaut wurde und 1899 durch Johann Beyling als Altenwohnanlage gestiftet wurde. Ende der 60er Jahre entstanden weitere Bürger- und Kaufmannshäuser, die nach historischen Plänen rekonstruiert wurden. Im Haus Nr. 39 befindet sich heute das Museum von Georg Philipp Telemann, der ab 1721 Hamburger Musikdirektor und Kantor des Johanneums war. Gleich nebenan ist das Jahannes Brahms Museum untergebracht. Dazwischen führt ein schmaler Gang in den malerischen Innenhof.

Peterstraße 45 Ecke Hütten

Als Hütten wurden früher in Hamburg kleine freistehende Häuschen mit einer Kleinstwohnung bezeichnet, die für die angeworbenen Soldaten der Stadtmiliz bereitgestellt wurden. Nach diesen Soldatenhäusern wurde die Straße bei den Hütten benannt. Sie waren nach Errichtung der zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges durch den niederländischen Baumeister Valkenburg geschaffenen Festungsanlage unmittelbar an den Festungswällen Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden. Wegen der auf den Wällen befindlichen Mühlen durften hier keine hohen Häuser errichtet werden.

 Am Ziel der ersten Etappe

Nachdem man den Holstenwall überquert hat sind es nur noch wenige Schritte bis man das erste Etappenziel, das Museum für Hamburgische Geschichte, erreicht hat.



Weitere Fotos zum Hummel-Bummel-Rundgang

Die komplette Tour:
Hummel-Bummel Teil 1 - Von der Laeiszhalle zum Museum für Hamburgische Geschichte
Hummel-Bummel Teil 2 - Vom Museum für hamburgische Geschichte zum Michel
Hummel-Bummel Teil 3 - Vom Michel zum Neuen Wall
Hummel-Bummel Teil 4 - Vom Neuen Wall zur Laeiszhalle

Quellenangabe: Die Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten stammen zum Teil direkt von den Hinweistafeln entlang des Hummel-Bummels und aus den eingebetteten Links. 

1 Kommentar:

  1. Klasse, werde auch mal wieder in die Hansestadt oder in Hotels nach Seefeld düsen, wenn Corona vorbei ist und ausgiebig bummeln. LG

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